2015

Quelle GEA 14.10.2015

Artenschutz - Pfronstettens Hüle wird saniert: Amphibienexperten begleiten Aushubarbeiten,
doch die meisten Frösche und Molche sind bereits ins Winterquartier gezogen

 

Kaum mehr Tiere im Teich

VON ANKE LEUSCHKE

PFRONSTETTEN. Konzentriert schauen die Amphibien-Experten des Vereins Reptilien Amphibien Neckar-Alb (RANA),
Reinhold Braun und Elke Lehner, auf die Wasseroberfläche. Nichts bewegt sich, kein Molch sitzt im Flachwasser der Pfronstetter Hüle.
Auch im Schlamm, der nach dem Abpumpen zur Sicherheit noch untersucht wird, werden die Naturschützer kaum fündig.
Lediglich vier Tiere – drei Molche und ein Frosch – werden geborgen und in ein Winterquartier umgesetzt.



Die bislang triste Hüle in Pfronstetten wird derzeit trockengelegt, um zum naturnahen Dorfweiher umgestaltet zu werden.

Damit kann die Sanierung der Pfronstetter Hüle, die in den kommenden fünf Wochen zu einem »naturnahen Dorfweiher«
umgestaltet werden soll, endgültig beginnen. 130 000 Euro wird die Gemeinde in die Sanierung stecken, etwa die Hälfte
wird aus Fördermitteln des Landes finanziert.

Ein viel diskutierter Punkt bei den Planungen, die bereits seit 2008 liefen, waren die Bewohner des Gewässers.
Zwei Gutachten zur Wasserqualität sowie zum Amphibienbesatz gaben Aufschluss. Danach leben in der Pfronstetter Hüle rund
2 000 Bergmolche oder Frösche. Sollten jedoch besonders geschützte Arten wie Goldbauchunke oder Kammmolch gefunden werden,
sei Vorsicht geboten, erklärt Reinhold Braun. Die Gemeinde lege viel Wert auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren,
 lobt der Amphibienschützer.

 

Neuer Weg um die Hüle

So wurde festgelegt, dass die Bauarbeiten erst nach Auszug der Amphibien – im Oktober – beginnen sollten.
Zur Sicherheit wurden Experten herangezogen, um die Leerung zu überwachen. Sogar der Bau eines Winterquartiers war eingeplant –
hätte man mehr Tiere gefunden. Seit Montag wurde der Inhalt der etwa 900 Quadratmeter großen Hüle abgepumpt.
Insgesamt müssen etwa 600 Kubikmeter Wasser und 1 000 Kubikmeter Schlamm herausgeholt werden.

Gestört wurde so gut wie niemand. Molche und Frösche waren größtenteils bereits in ihr Winterquartier umgezogen.
Weder die Prüfung des Flachwassers noch die Untersuchung des Schlamms hat Hinweise auf Bewohner ergeben.
»Einige wenige Berg- oder Teichmolche oder Krötenmännchen hätten sich eingebuddelt haben können«, erklärt Braun.

Nachdem die Hüle ausgeräumt ist, kann nun mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden.
Dabei sollen die in die Jahre gekommenen Betonwände so zurückgebaut werden, dass sie nicht mehr sichtbar sind.
Eine Uferbefestigung werde davor neu modelliert, erläutert Moritz Margenfeld von der Freiraumplanung Sigmund.
Auf der Seite der Hülengasse, deren Erneuerung im Anschluss ansteht, wird die alte Betonmauer um gut einen Meter zurückgebaut.
Die Hüle soll ein typisches Teichprofil erhalten mit dem tiefsten Punkt in der Mitte. Bisher befand sich dieser an der Stützwand zur Straße hin.
Ein Weg um die Hüle soll neu und ansprechend gestaltet werden.

Auch die Amphibien werden nach der Sanierung im Frühjahr wieder zurückwandern. Zu ihrem Schutz werde ein mobiler Krötenzaun errichtet.
»Danach ist es viel besser für die Tiere«, sagt Reinhold Braun. (GEA

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Quelle Südwestpresse 17.11.2015

Weg frei für die Kröte

Hinter den Sportanlagen im Zwiefalter Dobeltal gibt es ein Paradies für Amphibien.
Gefährdet waren die Tiere aber stets, da sie vom Wald her die Kreisstraße passieren mussten. Ein neuer Schutzzaun soll helfen.
 

ALEXANDER THOMYS

Die neue Amphibienschutzanlage hat sich der Landkreis Reutlingen einiges kosten lassen.
Der Festverbau – insgesamt 750 Meter beiderseits der Kreisstraße 6745 – hat rund 120 000 Euro gekostet.
In rund dreieinhalb Wochen wurde die Anlage nun von der Firma Nibler aus München gebaut.
Die Sperren, die den Leitplanken ähneln und von der Straße aus gesehen jeweils mit Erde aufgeschüttet wurden,
sollen Kröten, Frösche und andere Amphibien davon abhalten, auf dem Weg zu den Laichgewässern hinter den Sportplätzen die Kreisstraße zu überqueren.

Stattdessen werden die Tiere zu zwei Tunneln geleitet, die im Zuge der Baumaßnahmen deutlich größer dimensioniert wurden als die alten Durchgänge.
Amtsleiter Udo Pasler vom Kreisstraßenbauamt betonte, dass der Landkreis sich hier freiwillig für den Naturschutz engagiere.
„Eine Verpflichtung hierzu bestand nicht“, sagte Pasler, denn eigentlich müsste hier das „Verursacherprinzip“ greifen.
Denn erst durch den Sportplatzbau in den 1970er Jahren wurde die dahinter liegende Wiese durch Zuflüsse von Tobel- und Kesselbach mit Tümpeln durchzogen.
Ideale Laichgewässer entstanden und zogen die Tiere an. „Die Straße war also zuerst da“, bemerkte Pasler.
„Doch der Kreis hat die Notwendigkeit zum Schutz der Amphibien erkannt.“

Einen gewichtigen Anteil an dieser Entscheidung dürfte auch Reinhold Braun haben. Der Ruheständler engagiert sich seit Jahrzehnten für die Amphibien im Dobeltal.
Als der frühere Förster auf das Problem aufmerksam wurde, machte er sich zusammen mit weiteren Freiwilligen in der Arbeitsgemeinschaft Amphibienschutz daran,
die Tiere vor der gefährlichen Straßenüberquerung zu schützen. Provisorische Zäune und eingegrabene Eimer, in der die Tiere mühselig gesammelt
und über die Straße getragen wurden, waren die ersten Schritte.

Im Zuge der Belagsarbeiten an der Kreisstraße in den 1990er Jahren setzte Braun dann durch, dass ein fester Leitzaun aus Plastik gespannt wurde,
zudem gab es erstmal Tunnel für die Tiere. „Das war für uns ein Riesenfortschritt“, blickte Braun zurück. Die Tunnel – „leider die Minimallösung“
– seien von den Tieren aber kaum angenommen worden. Und so war Braun mit seinen Mitstreitern weiter gefordert. Zuletzt sogar immer mehr,
denn am Plastikzaun nagte der Zahn der Zeit – und auch Mäharbeiten machten dem Verbau immer wieder zu schaffen.

Mit den Jahren beobachtete Braun ein „Auf und Ab“ in der Population der Amphibien. „Aktuell hat der Grasfroschbestand wieder zugenommen,
während die Bestände der Gelbbauchunke zuletzt zurückgegangen sind“, bilanziert Braun, der zudem von zwei bis 3000 Kröten spricht.
Aber auch Molche und Ringelnattern fühlen sich in dem Naturparadies wohl. „Ein Kleinod, das Arbeit macht“, wie es Braun nennt.

Der neue Schutzverbau dürfte ihm und seinen Mitstreitern die Arbeit spürbar erleichtern. „Da wird nur noch ein Bruchteil der Arbeit zu tun sein“,
freut sich Braun schon heute, auch wenn erst die Praxis im kommenden Frühjahr zeigen wird, ob die Tiere nach ihrer Winterruhe auf dem Weg in das Biotop mitspielen werden.

Dafür habe man alles Erdenkliche getan, sagte Straßenbauamtsleiter Pasler. So habe man sich mehrfach mit den Zwiefalter Ehrenamtlichen, aber auch mit dem Verein
„Reptilien Amphibien Neckar Alb“ ausgetauscht, natürlich war auch die Naturschutzbehörde um Klaus Dorsch an den Planungen beteiligt.
„Das ist eine sinnvolle Maßnahme für den Artenschutz“, ist sich Dorsch sicher.

Mit der Gemeinde Zwiefalten wurde bezüglich des Amphibienschutzzauns eigens eine Vereinbarung geschlossen. Demnach hat Zwiefalten in Zusammenarbeit
mit den Ehrenamtlichen um Reinhold Braun für den Betrieb der Anlage zu sorgen, während die Sanierung und Erneuerung der Anlage in Zukunft dem Kreisstraßenbauamt obliegt.

Für Zwiefaltens Bürgermeister Matthias Henne eine gute Lösung. Als „südliches Einfallstor“ ins Biosphärengebiet Schwäbische Alb habe man eine besondere
Verantwortung in Sachen Naturschutz, sagte Henne, der zugleich aber auch seine Freude über die „optische Aufwertung“ durch den neuen Schutzzaun ansprach.